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Fast Facts
Rohstoffeffizienz und Kreislaufwirtschaft
Regionaler Schwerpunkt
Vietnam
Laufzeit
01.04.2023 - 31.03.2026
Fördervolumen
506.654 €
Förderkennzeichen
033R276A
SDG Sekundärziele
Kontakt

Projektkoordination: 

Hochschule Magdeburg-Stendal

FB Wasser, Umwelt, Bau und Sicherheit

Breitscheidstraße 2

39114 Magdeburg

Ansprechpartner:innen:

Prof. Dr. Petra Schneider

Telefon: +49 (0)391 886 4577

E-Mail: petra.schneider(at)h2.de

Conrad Dorer

E-Mail: conrad.dorer(at)h2.de

Projektpartner:

  • G.E.O.S Ingenieurgesellschaft mbH / WISUTEC GmbH;
  • IAF Radioökologie GmbH;
  • Vietnam Atomic Energy Institute, Institute of Nuclear Science and Technology (INST);
  • Industrial University of Ho Chi Minh City (IUH);
  • Institute of Public Health
RENO-TITAN

Verwertung von NORM-Rückständen der Titanindustrie in Vietnam

Titanhaltige Minerale dienen zur Herstellung von Weißpigment und spezieller Produkte von Medizin bis Luft- und Raumfahrt. Extrahiert werden die Minerale oft aus schweren Mineralsanden unter Anreicherung natürlich vorkommender radioaktiver Stoffe. Das CLIENT II Projekt RENO-TITAN untersucht die Rahmenbedingungen sowie technologische und managementbasierte Methoden, um Rückstände aus der Titanindustrie in Vietnam nachhaltig und gefährdungsfrei zu verwerten. Mittelfristig soll so die vietnamesische Titanindustrie zukunftsfest gestaltet werden. 

Titanabbau als Chance und Risiko für Vietnam

Titanmetall ist aufgrund seiner Festigkeit, Korrosionsbeständigkeit und Leichtigkeit ein wichtiges Material in der Luft- und Raumfahrtindustrie, Schifffahrt oder in Anlagen der Meerwasserentsalzung. Obwohl Titan das neunthäufigste Element der Erdkruste ist, gibt es nur wenige Länder mit konzentrierten Titanvorkommen. Vietnam ist eines von ihnen. Schwere Mineralsande, wie Ilmenit (Titaneisenerz), kommen hier häufig im (tieferen) Küstensand, im Sand der Dünen oder im sandigen Boden der küstennahen Wälder vor. Der Abbau dieser Sande führt allerdings zu zahlreichen Konflikten bezüglich Landnutzung und kann negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt haben. So verbraucht und verschmutzt das „Herausspülen“ der schweren Mineralsande enorme Mengen an Grundwasser, das für Landwirtschaft und andere Sektoren fehlt. Dies führt zum immer tieferen Eindringen von Meerwasser. Verschärft wird die Problematik noch durch den zunehmenden Trockenheitstrend in einigen vietnamesischen Provinzen. Bislang wird jedoch ein weiteres Problem, das im Zentrum von RENO-TITAN steht, kaum adressiert: Radioaktive Stoffe aus Begleitmineralen können sich während der Aufbereitung der Mineralsande anreichern. Der Umgang mit natürlich vorkommenden radioaktiven Stoffen (im Englischen „naturally occurring radioactive materials“, kurz NORM, genannt) ist in Vietnam bislang nur unzureichend bekannt und reguliert. So werden Rückstände derzeit nicht weiter behandelt und unüberwacht aufgehaldet.

Dünenlandschaft in der vietnamesischen Provinz Binh Thuan. Hier lagern häufig titanhaltige Mineralsande.
Dünenlandschaft in der vietnamesischen Provinz Binh Thuan. Hier lagern häufig titanhaltige Mineralsande. © Karl Hedin - unsplash.com

Wie können durch technologische als auch Managementmaßnahmen, negative Auswirkung auf Mensch und Umwelt bei der Gewinnung und Aufbereitung titanhaltiger Minerale reduziert werden? Welche nachhaltigen und damit auch wirtschaftlich attraktiven Verwertungsoptionen gibt es für NORM-Abfälle aus dem Bergbau in Vietnam? Welche arbeitsschutzrechtlichen Vorsorgemaßnahmen im Umgang mit NORM-Rückständen braucht es, um eine Verwertung auch im gesundheitsschutzrechtlichen Sinne sicher zu gestalten? Diese Fragen stehen im Fokus des Verbundvorhabens.

Auf Erz und Schlieren: Titanrückstände auf dem Prüfstand

Die Partner von RENO-TITAN untersuchen die Verwertung, beziehungsweise Beseitigung von NORM-Abfällen unter drei Aspekten: (1)  Zum einen sollen „Bausteine“ für einen regulatorischen Rahmen geschaffen werden: von der nationalen Ebene, die den Umgang mit diesen Materialien regelt, bis hin zur operativen Ebene in Laboratorien, um die Qualität und Vergleichbarkeit radiologischer Messungen sicherzustellen. (2) Zum anderen sollen ausführliche Umweltbewertungen für die derzeitige Titangewinnung in Vietnam durchgeführt und Möglichkeiten zur weiteren Verwendung der NORM-Rückstände eruiert werden. Das schließt beispielsweise ökobilanzielle, aber auch wirtschaftliche Prüfungen ein, um die nachhaltigsten Optionen herauszufinden und mit vietnamesischen Behörden abzustimmen. Für RENO-TITAN ist dabei eine enge Zusammenarbeit mit Unternehmen und Behörden der vietnamesischen Provinz Binh Thuan geplant. (3) Der dritte Schwerpunkt liegt auf der verfahrenstechnischen Umsetzung wirtschaftlich attraktiver Optionen. Immobilisierende Materialien sollen die langzeitsichere Entsorgung von NORM-Rückständen aus der Titangewinnung ermöglichen. Hierbei sind Kooperationen auf Laborebene zwischen deutschen und vietnamesischen Partnern vorgesehen.

Toxische oder radioaktive Rückstände aus dem Bergbau könnten als Ersatzbaustoffe eingesetzt werden, solange ihre Verwendung auch langfristig keine Gefahr darstellt.
Toxische oder radioaktive Rückstände aus dem Bergbau könnten als Ersatzbaustoffe eingesetzt werden, solange ihre Verwendung auch langfristig keine Gefahr darstellt. © Victor - unsplash.com

Vom Abfall zum Einfall: Radioaktive Rückstände als Ersatzbaustoffe?

Schon das Vorgänger-CLIENT-II-Projekt SAND! hatte das Thema Sandknappheit in Südostasien und die zunehmende Extraktion von Sand aus empfindlichen Ökosystemen wie dem Mekongdelta adressiert. Um den Druck auf die Ressourcenentnahme zu reduzieren, könnten Ersatzbaustoffe aus ohnehin anfallenden Bergbaurückständen eine „Win-Win-Gelegenheit“ darstellen.

Mit RENO-TITAN stehen damit nicht nur Fragen zu sauberer Produktion, Arbeitssicherheit und gefährdungsfreier Entsorgung gefährlicher Abfälle auf der Agenda, sondern auch die der Wiederverwendung in einer Kreislaufwirtschaft. Vietnamesischen Akteuren wird konkretes Wissen und Fertigkeiten zur operativen Umsetzung eröffnet, um damit am Beispiel der Titangewinnung und -aufarbeitung bergbauliche Aktivitäten zukunftsfähig zu gestalten.

RENO-TITAN: Mit dem Szintillator durch den Titantagebau

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titelbild szintillator
Die südvietnamesische Provinz Binh Thuan ist nicht nur für ihre Drachenfruchtplantagen bekannt, sondern auch für riesige Dünenlandschaften aus weißem und rotem Sand. Diese beinhalten einen besonderen Rohstoff: schwere Sande, die titan- und zirkoniumhaltige Minerale beinhalten. Diese Mineralsande stehen im Fokus des vom BMBF geförderten Forschungsprojektes RENO-TITAN. Im Zentrum des Forschungsprojekts arbeiten Fachkräfte aus Deutschland und Vietnam aus dem Bereich der Umweltradiologie zusammen, um herauszufinden ob die Rückstände der abgebauten Schwersande radioaktiv belastet sind. Denn die Sande der Dünenlandschaften enthalten unter anderem das thoriumhaltige Begleitmineral Monazit.