Integrierte Lösungen für eine nachhaltige Entwicklung im Mekong-Delta
Das Mekong-Delta in Vietnam ist einem zunehmenden Verlust von Land- und Süßwasserressourcen ausgesetzt. Dieser ist zum einen durch den Klimawandel, zum anderen durch den Menschen verursacht. Das deutsch-vietnamesische Verbundvorhaben ViWaT-Mekong erarbeitet nachhaltige Strategien und technische Maßnahmen zum Schutz des Deltas. ViWaT-Mekong wird in drei eigenständigen Forschungsverbünden koordiniert, wodurch eine Vielzahl interdisziplinärer Themen aus den Bereichen Küstenschutz, Landsenkung, nachhaltiges Wassermanagement und regionale Wasser- und Landnutzungsplanung berücksichtigt und bearbeitet werden können.
Das gefährdete Delta
Im Mekong-Delta im Süden Vietnams leben in einem Gebiet, das in etwa der Größe von Baden-Württemberg entspricht, rund 18 Millionen Menschen. Der Klimawandel und weitere durch den Menschen bedingte Einflüsse belasten die für Vietnam wirtschaftlich sehr bedeutende Region stark, weshalb das Mekong-Delta mittlerweile in seiner Existenz bedroht ist.
So führte die intensive Nutzung von Grundwasser in den letzten Jahrzehnten zu einem starken Abfall der Grundwasserspiegel und anhaltenden Landabsenkungen von bis zu mehreren Zentimetern pro Jahr. Hinzu kommt der durch den Klimawandel verursachte jährliche Meeresspiegelanstieg von ca. 2-3 Millimetern. Ein weiteres Problem stellt die starke Erosion in den Küstenbereichen dar. Ursache ist unter anderem der Bau von Staustufen in den Anrainerstaaten, speziell in China und Laos, welche Sedimente zurückhalten und damit deren Transport in das Mekong-Delta einschränken. Dies und der Verlust der schützenden Mangrovenwälder führen dazu, dass die Küstenbereiche pro Jahr in Teilen mit bis zu 50 Meter vom Meer erodiert werden. Auch die Ufer der Kanäle und Flüsse werden durch Erosion stark beschädigt. Das bestehende Wassermanagement der Oberflächengewässer wird mit Hilfe hunderter Schleusen und Wehre reguliert und dient als Grundlage für die vielfältigen Landnutzungen (u.a. Reisanbau, Obstanbau, Fischzucht und Garnelenzucht) mit ihren unterschiedlichen Ansprüchen an den Salzgehalt des Wassers. Der kombinierte Effekt aus klimabedingten Meereswasseranstieg und lokalen Landabsenkungen stellt für diese System eine enorme Gefährdung dar. Eine zusätzliche Belastung für die regionale Verfügbarkeit und Qualität der vorhandenen Süßwasserressourcen sind die weitgehend unbehandelten Abwässer.
Angesichts dieses erheblichen Problemdrucks hat die vietnamesische Regierung mit der nachhaltigen Neugestaltung der Wasser- und Landnutzung im Mekong-Delta begonnen. Hierzu tragen bereits verschiedene bestehende Forschungs- und Planungsergebnisse sowie geplante Aktivitäten auf vietnamesischer und internationaler Ebene bei.
Um einen weiteren starken Beitrag zur nachhaltigen Verbesserung der Wasser- und Landnutzung im Mekong-Delta zu leisten, wurde vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) zusammen mit Forschungsgruppen von der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und der Universität Witten/Herdecke (IEEM) das interdisziplinäre Verbundprojekt ViWaT-Mekong ins Leben gerufen.
Die Arbeiten von ViWaT-Mekong befassen sich insbesondere mit den Schwerpunktthemen Küstenschutz, regionale Wasser- und Landnutzungsplanung sowie nachhaltigem Wassermanagement. Diese Themen werden in drei eigenständigen Forschungsverbünden koordiniert, die ingenieur-, wirtschafts-, geowissenschaftliche und planerische Fachbereiche vereinen.
ViWaT-Engineering (KIT) fokussiert sich auf die Themen Küstenschutz und Landrückgewinnung, Landsenkung, Wasserdynamik sowie die Identifizierung nachhaltig nutzbarer Wasserressourcen. Ziel des Verbundes ist die Entwicklung einer wirksamen Küstenschutzmaßnahme sowie die Bewertung der lokalen Wasserverfügbarkeit und -qualität hinsichtlich der Nutzung von alternativen Wasserressourcen zur Minderung der Landsenkung.
In ViWaT-Planning (RUB) geht es um nachhaltige regionale Wasser- und Landnutzungsplanung. Der Verbund entwickelt Bewertungsinstrumente für eine integrierte Wasser- und Landnutzungsplanung sowie Maßnahmenempfehlungen zu Vermeidung von Problemen und Konflikten bezüglich der Wassermengen- und Qualitätsbewirtschaftung.
ViWaT-Operation (IEEM) konzentriert sich auf die Themen Wasserversorgung und Abwasserverwertung. Ziel ist die Entwicklung eines replizierbaren, finanziell und ökologisch nachhaltigen Konzepts für Kleinst-Wasserwerke und aquakulturelle Abwasserverwertung.
Ganzheitliche Problemlösungen
Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit deutscher Forschungseinrichtungen und Industriepartner mit vietnamesischen Partnerinstitutionen aus Politik, Wissenschaft und Verwaltung tragen die ViWaT-Projekte dazu bei, nachhaltige und ganzheitliche Lösungen für die Herausforderungen des Mekong-Deltas zu finden. Die im Rahmen des Vorhabens entwickelten Konzepte, Technologien und Handlungs-anweisungen sollen helfen, Land- und Wasserressourcen zu schützen und dadurch den Lebensraum Mekong-Delta auch für zukünftige Generationen zu bewahren.
Für die beteiligten Industriepartner bietet das Projekt die Möglichkeit, ihr Know-how in den bearbeiteten Themenbereichen zu erweitern, neue Produkte und Technologien zu entwickeln sowie aufgrund der engen Kooperation mit den vietnamesischen Partnern neue Absatzmärkte zu erschließen.
ViWaT: Forschungsergebnisse aus dem Mekong Delta sind auf viele Regionen weltweit übertragbar
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Kriege, Versalzung und Klimaveränderungen treiben die Nachfrage nach dualen Kleinwasserwerken. Nachdem auch in Europa in immer mehr Regionen das Wasser knapp wird, werden auch in
Deutschland Technologien interessant, die ursprünglich nur für Problemregionen gedacht waren. IEEM, das Institut für Umwelttechnik an der Universität Witten/Herdecke, hat im Rahmen eines vom BMBF geförderten Vorhabens ein neues Konzept für Kleinwasserwerke entwickelt. Das soll dort helfen, wo eine natürliche Wasserquelle alleine nicht mehr ausreicht.
Das Team des ViWaT Engineering Projektes hat im April 2022 geotechnische Erkundungsbohrungen durchgeführt. Die gewonnenen Daten fließen unter anderem in das Schutzkonzept für die erodierende Küste im Mekong Delta ein.
ViWaT-Engineering: Feldtest einer Gewässergüte-Monitoringstation für Oberflächengewässer
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In ViWaT-Engineering werden von den Firmen SEBA Hydrometrie und bbe Moldaenke innovative Monitoringstationen zur Überwachung der Oberflächenwasserqualität im Mekong-Delta entwickelt. Bereits im Oktober 2020 konnte ein Pilot-Test der ersten Messstation im Wasserbaulaboratorium des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) erfolgreich abgeschlossen werden. Da die Station aufgrund der COVID-19 Pandemie anschließend jedoch nicht wie geplant im Mekong-Delta installiert werden konnte, wurde diese im Zeitraum von Juni bis September 2021 an der Talsperre Hullern (NRW) getestet. Es ist geplant, die Station noch im Laufe dieses Jahres an Ihrem vorgesehenen Einsatzort in Vietnam zu implementieren.
ViWaT Engineering meistert Herausforderungen in Coronazeit
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In Zeiten von Corona müssen viele Arbeitspakete angepasst und geplante Feldarbeit verschoben werden. Das CLIENT II-Projekt ViWaT Engineering hat schnell reagiert und von physischen auf digitale Meetings umgestellt. Damit ist das Projekt gut für die Zukunft gerüstet, wie die zahlreichen erfolgreichen Konferenzen und Workshops des vergangenen Monats zeigen.